Kläranlage Stetten

Standort Feldgasse 17,  Tel. 02262/672554

Die Gemeinde Stetten betreibt bereits seit 1976 an dem Standort Feldgasse 17 eine vollbiologische Kläranlage zur Reinigung von Abwässern. Nach fast 30 Jahren Betrieb hatten Teile der Anlage ihre Lebensdauer erreicht bzw. überschritten. Außerdem waren einige Ausrüstungskomponenten nicht mehr betriebssicher und zeitgemäß.
Im Jahre 2000 wurde daher mit dem Umbau und der Generalsanierung unter Aufrechterhaltung des Betriebes begonnen.
Die neue Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 2.175 EW ging im Novemeber 2004 in Vollbetrieb.

 

Anlagenteile der Abwasserbeseitigungsanlage Stetten:

• Kanalnetz :

Mischkanalisation Stetten Ort:
   o ~ 5.950 m Hauptkanal DN 300 – DN 1200
   o Pumpstation „Wienerstraße“
   o Pumpstation „Umspannwerk“

Trennkanalisationssystem Teiritz und Gewerbegebiet Stetten
   o ~ 1.725 lfm Schmutzwasserkanal
   o ~ 730 lfm Transportdruckleitung
   o Pumpstation Donaugraben
   o Pumpstation Gewerbegebiet Stetten
   o ~ 390 lfm Regenwasserkanal mit Sickerbecken Gewerbegebiet

• Kläranlage und Mischwasserbe-handlungsanlage Stetten auf Parzelle 777/2 KG Stetten

 

Übersichtskarte – Gesamtsystem Kanal + Kläranlage

 

Die Kläranlage der Gemeinde Stetten

1. Allgemeines

Die Kläranlage der Gemeinde Stetten auf dem Grundstück Nr 772/2 KG Stetten ist als kommunale Anlage mit einer Ausbaugröße entsprechend einer Schmutzfracht von 2.175 Einwohnern errichtet.

2. Abwasseranfall und Verschmutzung

Hydraulische Belastung:
tägliche Abwassermenge:
Schmutzwasser363,80m³/d
Trockenwetterspitzen-
abfluss QTW = Qs + Qf52,58m³/h
14,61l/s
Regenwetterabfluss (=hydraulische Spitzenmenge
zur Abwasserreinigungsanlage)
QRW = 2 x Qs+ Qf88,96m³/h
24,71l/s
Schmutzfracht: entsprechend2175E + EW
organische Schmutzfracht:130,50kg BSB5/d
Stickstofffracht:19,97kg N/d
Phosphorfracht:4,54kg P/d


3. Behördliche Vorschreibungen

Ablaufwerte:
BSB58 mg/l, 97 % Reinigungsgrad im Jahresmittel
CSB75 mg/l, 85 % Reinigungsgrad im Jahresmittel
NH4-N1 mg/l bei Temp. > 5°
P ges1 mg/l

4. Funktionsbeschreibung der Kläranlage

Mit dem Umbau der Abwasserreinigungsanlage der Gemeinde Stetten wird zum einen eine dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Behandlung des Mischwassers erreicht und die vollbiologische Anlage nicht nur auf Kohlenstoffentfernung, sondern auch auf Entfernung der Nährstoffe (biologische Nitrifikation und Denitrifikation von Stickstoff) und chemisch – biologische Phosphatentfernung erweitert.

Durch die Nachschaltung einer Vertikal-pflanzenfiltrationsstufe erfolgt eine weitergehende Reinigung von Schwebstoffen und Nährstoffen, die für eine Anpassung der gereinigten Abwässer an die natürlichen Milieubedingungen im Gewässer sorgen.


Verfahrensbeschreibung:

Das ankommende Regen- und Schmutzwasser kann über die Zulaufpumpstation mit 2 Tauchmotorpumpen (in Wechselschaltung), die über eine Niveauerfassung gesteuert werden, in die neu errichtete mechanischen Vorreinigung gehoben werden. Zur Mengenerfassung wird in die Abwasserdruckleitung eine induktive Mengenmessung eingebaut. Die Hebestation wird auf eine maximale Fördermenge von 25 l/s ausgelegt. Bei erhöhtem Wasserzufluss (Regenwetterfall) gelangt das über die maximale Fördermenge hinausgehende zufließende Wasser über den Beckeneinlauf in das 300 m³ umfassende Regenbecken.

Bei weiteren Wasseranstieg wird vor dem Regenbecken über das Trennbauwerk Regenwasser in den Ortsgraben entlastet. Das Becken kann während und nach dem Regenereignis über eine automatische Reinigungseinrichtungen (Spülkippe, die zur Einsparung von hochwertigem Trinkwasser mit gereinigtem Abwasser beschickt wird) gereinigt werden.

Im hochbaulichen Teil der neuen Anlage ist die Vorreinigungsanlage in Form einer Kompaktanlage (Siebschnecke und Sandfang) untergebracht. Durch einen Siebrechen erfolgt eine Abtrennung von sperrigen Abwasserinhaltsstoffen und von Hygieneartikeln. Das Spaltsieb ist mit einer Spaltweite von 3 mm ausgestattet. Durch die integrierte Siebgutpresse wird eine Volumsreduktion des Siebgutes erreicht und es kann in einen bereitgestellten Müllbehälter abgeworfen werden. Der angebaute Sandfang ist ebenfalls oberirdisch vorgesehen und mit einer Belüftung ausgestattet. Siebgut und Sand werden über Förderschnecken ausgetragen, der Sand wird klassiert und in einen Container abgeworfen.

Aufgrund der Forderung einer weitgehenden Nitrifikation auch bei tiefen Temperaturen (Bemessungstemperatur 5° C) musste das Belebungsbeckenvolumen um ca. 160 m³ erweitert werden. Diese Erweiterung wird durch Vorschaltung einer hochbelasteten Stufe erreicht, die direkt an den Hochbau angebaut wurde und wahlweise mit oder ohne Belüftung betrieben werden kann.
Beim gesamten Stahlbetonaltbestand der Anlage (Belebungs-/Nachklärungskomplex) wurden durch Hochdruckstrahlung Betonschadstellen entfernt und wurde durch mehrlagige Kunstharzbeschichtung ein dauerhafter Bestand der Bausubstanz sichergestellt.

Durch die Betriebsweise in Form einer Hochlaststufe wird einerseits eine günstige Schlammzu-sammensetzung (Selektion der Mikroorganismen bei hohen Raumbelastungen) erreicht und auch ein rascher Abbau der Stickstoffe (vorgeschaltete Denitrifikation) ermöglicht. Die Belüftung der Hochlaststufe erfolgt über Druckluft und feinblasige Membranbelüfter, bei abgeschalteter Belüftung sorgt ein Umwälzaggregat für eine Durchmischung des Abwasser – Schlamm – Gemisches. Von diesem neuen Anlagenteil gelangt das Abwasser über eine Dükerleitung DN 250 in das bestehende Belebungsbecken, das vom Grundprinzip beibehalten werden wurde und durch Umwälzaggregate zur Vermeidung von Schlammablagerungen ergänzt wurde.

Bisher erfolgte im Belebungsbecken im wesentlichen ein Abbau der Kohlenstoffverbindungen und der erste Teil der Stickstoffumsetzung in Form der Nitratbildung. Die geänderte Betriebsweise zur Entfernung der Stickstoffverbindungen erfolgt durch vorgeschaltete bzw. intermittierende Denitrifikation durch eine abwechselnde Folge von Luftzufuhr und Belüftungspausen.

Durch die Wahl des Belebungsbeckeninhaltes ergibt sich auch eine lange Aufenthaltszeit des Belebtschlammes im Gesamtsystem. Die durch die Stoffwechseltätigkeit der Mikroorganismen ständig anwachsende Biomasse (= Klärschlamm) ist dann durch die lange Aufenthaltszeit (> 25 Tage) im System aerob stabilisiert und weitestgehend geruchsfrei.

Vom Belebungsbecken gelangt das Abwasser – Schlamm - Gemisch in das innenliegende Nachklärbecken.
Aufgrund der Forderung eines hohen Maßes an Feststoffabtrennung und auch zur Erhöhung der Betriebssicherheit (zweistraßiger Betrieb) wurde das bestehende, zum vorhandene Nachklärbecken baugleiche Regenbecken umgebaut und als zweites Nachklärbecken genutzt. Die gleichmäßige Beschickung zum Parallelbetrieb erfolgt über ein quellschachtartig konzipiertes Verteilbauwerk.

Beide Nachklärbecken wurde mit neuen Räumeinrichtungen aus Edelstahl ausgestattet. Zur Sicherstellung des Winterbetriebes sind die Laufbahnen der Räumer mit Polymerbeton beheizbar ausgeführt.

Im Nachklärbecken wird der Schlamm durch Sedimentation vom gereinigten Abwasser getrennt und über die Rücklaufschlammeinrichtung in das Belebungsbecken zur Aufrechterhaltung einer hohen Konzentration an Biomasse zurückgeführt. Bei zu hoher Trockensubstanz wird der Überschussschlamm in den Schlammspeicher abgezogen.

Die Schlammrückführung aus dem Nachklärbecken I und auch aus dem neuen Nachklärbecken erfolgt über ein neues Rücklaufschlammpumpwerk mit Teilstromförderung in die Hochlaststufe bzw. in die Schwachlaststufe der Biologie.
Der Überschussschlammabzug kann in den tiefbaulichen Teil unterhalb der Vorreinigungsanlage, zwei
Schlammsilos mit einem Inhalt von 2 x 100 m³ erfolgen.

Durch Umwälzung des Schlammsilos wird eine Homogenisierung des Schlammes ermöglicht und eine Verfestigung an der Sohle des Beckens vermieden. Der stabilisierte Schlamm wird im Schlammsilo gestapelt und von dort einer mobilen Entwässerungseinrichtung zur Verwertung zugeführt. Das anfallende Schlammwasser kann im ehemaligen Eindicker zwischengespeichert werden und langsam in das Belebungsbecken zudosiert werden.

Der Ablauf vom Nachklärbecken mit bereits weitestgehend gereinigtem Abwasser gelangt in das Beschickungspumpwerk der Vertikalpflanzenfiltrationsstufe, von dem aus jeweils eine Pumpe einem Teil des Pflanzenbecken zugeordnet ist.

Das Pflanzenbecken wird durch Umbau und Nutzung der bestehenden Schlammtrockenbeete geschaffen. Das vorgereinigte Abwasser wird wechselseitig auf die beiden Filterbeckens verteilt. Zur entsprechenden Intervallbeschickung wird das Speichervolumen des Pumpwerkes mit ca. 40 m3 ausgeführt Durch die Pumpstation ist eine schwallartige intermittierende Beschickung gegeben, die ein Nachdiffundieren von gelösten Sauerstoff in das Filterbecken und günstige Bedingungen für die Entfernung von Stickstoff- und Phosphorverbindungen durch unterschiedliche Redoxpotentiale ermöglicht. Die Filterhöhe beträgt ca. 1,0 m, wobei Sand - und Kiesfraktionen 0/4 bzw. 4/8 mm eingebaut wurden.

Durch entsprechende konstruktive Maßnahmen (Zulaufkonstruktion mit gleichmäßiger Verteilung über das Becken, Rohrverteilung selbstentleerend und wintersicher; Ablaufkonstruktion mit Dränagerohren und Spülvorrichtung) wird ein ordnungsgemäßer Betrieb der Nachreinigungsstufe gesichert.

Bei längerdauernden hohen Wasserständen kann auch der gesamte Bodenfilter umgangen werden und das Abwasser direkt nach der Belebtschlammstufe über die Umgehungsleitung zum Ortsgraben abgeleitet werden.

Mess - Steuer- und Regeltechnik

Die Anlage ist soweit automatisiert werden, dass alle normalen Betriebsfälle ohne Personaleinsatz ablaufen. Die Anlagenteile werden über computergesteuertes Leitsystem gesteuert und überwacht. Störungen bei der Kläranlage aber auch bei den Pumpstation werden über fernüberwacht und entsprechend ihrer Wichtigkeit dem Betriebspersonal gemeldet.

Schlussbemerkung

Die Kläranlage arbeitet nur mit Luft und umweltungefährlichen Hilfsstoffen, deshalb ist die Qualität des Endproduktes der Abwasserklärung – der Klärschlamm – nur von den eingeleiteten Abwasserinhaltsstoffen der Bürger und Betriebe abhängig. Der Umweltschutz beginnt somit am Beginn der Abwasserbeseitigungsanlage nämlich zu Hause und nicht erst bei der Kläranlage.

 

Wartung und Kontrolle

Trotz aller Automatisierung ist es unerlässlich, dass die Anlage durch das Betriebspersonal regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit kontrolliert wird und der Betrieb entsprechend dem Abwasseranfall und dem Reinigungsergebnis angepasst wird.

Von links nach rechts:
Ziv.Ing. DI Harald Ebm, Walter Pfeiffer, Klärwärter-Stv. Heinz Freundorfer, Gemeindesekretär Alfred Veit, Klärwärter Johann Piesinger

• Täglicher Kontrollgang durch die gesamte Anlage

• Probenahme von Zu- und Ablauf bzw. Messung wesentlicher Kenngrößen

• Eigenuntersuchung gemäß OWAV-Regelblatt

• Probenanalyse und Auswertung im Labor

• Betriebsbuchführung und Auswertung

• Kontrolle und Einstellung der Messgeräte

• Reinigung und Pflege der Becken, des Gebäudes und der Außenanlage

• Anpassung der Steuerung

• Wartung und Durchführung von Reparaturen bei sämtlichen Maschinen und Geräten

 

Festschrift anlässlich Kläranlageneröffnung am 26.11.2004
Teil 1
    (489kb)
Teil 2
    (279kb)

Teil 3
    (223kb)

Teil 4
    (557kb)

 

 

Kontakt

OrtFeldgasse 17
2100 Stetten

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